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Dieses ist das 57. Kapitel von "Die Imitationskirche."

 

57. Die Entstehung der Imitationskirche - Teil 2

Frank L. Preuss

 

Im vorangegangenen Kapitel unseres Buches "Die Imitationskirche", Kapitel 56, Die Entstehung der Imitationskirche – Teil 1 zitierten wir Vers 14 aus dem dem zweiten Kapitel des Briefes Paulus und die Gemeinde in Laodicea.

Und der Vers ist ein Aufruf Paulus an die Mitglieder der Heidenkirche in Laodicea, in die Kirche zurückzukehren, die im Haus von Nympha ist, auch in Laodicea.

Einer der Gründe für unser Buch "Die Imitationskirche" ist nun auch solch ein Aufruf an alle Mitglieder der mensch-gemachten Kirchen, der Heidenkirchen, zur wahren Kirche zurückzukehren, die die wahre Gemeinschaft Christi ist.

Die Imitationskirche unterscheidet zwischen Klerus und Laien und das ist ein Unterscheiden, das richtig ist – für die Imitationskirche. Der Klerus hat den Geist des Teufels (Laodicener 2,13), doch die Laien bestehen auch aus vielen Christen, die ernsthaft Gott suchen und sollten deshalb angesprochen werden und informiert werden über die Wahrheit und zurückgerufen werden in die richtige Gemeinschaft Christi.

Im vorigen Kapitel beschäftigten wir uns mit Kirchengeschichte und zeigten, daß die ursprüngliche Kirche die wahre Kirche war und sich nicht langsam in eine Heidenkirche entwickelte, sondern daß die Heidenkirchen fast zur gleichen Zeit aufkamen, als die wahre Kirche entstand. Laodicea ist das Beispiel, wo eine Heidenkirche schon zur Zeit von Paulus existierte und warum er den Brief an die Laodicener schrieb und sie aufforderte, in das Haus von Nympha zurückzukehren.

Die Geschichte der Kirche, wie sie uns nun von der Orthodoxie vorgestellt wird, das ist die katholische Kirche, und die ist fast vollständig von dem anderen Teil der Orthodoxie, dem Protestantismus, übernommen worden, möchte uns glauben machen, daß diese Heidenkirche, Orthodoxie, die ursprüngliche Kirche war und sie haben große Anstrengungen unternommen, um das zu beweisen, und haben sich große Mühe gegeben es zu tun und vernichteten alle Dokumente die bewiesen, daß es nicht so war, oder haben zumindest versucht, sie zu beseitigen.

In unserem vorigen Kapitel begannen wir Einzelheiten über diesen Kampf über Kirchengeschichte zu zeigen und dies hatten wir auch im Kapitel 53 getan, Der Kanon und die Prophetenmörder, und in diesem Kapitel wollen wir damit fortfahren.

Direkt angefangen bei dem ersten katholischen Papst, Diotrephes, 3 Johannes 9, und dem Führer der ersten katholischen Kirche, der in Laodicear, bis hin zum gegenwärtigen Papst, was immer auch sein Name sein mag, haben wir eine Serie von Dienern Satans, und all diese Organisationen, die sie bildeten und unterhielten, einschließlich der aller anderen Mitglieder der Orthodoxie, aller christlichen Sekten und Konfessionen, bilden zusammen die Älteste, größte und schlimmste Terror-Organisation und was nun folgt liefert weiteres Beweismaterial zu dieser Tatsache.

Auch in diesem Kapitel wollen wir einen Zeugen anrufen, der aus dem Klerus der Imitationskirche kommt und auch ein Professor der Theologie ist.

Unser Zeuge ist Elaine Pagels. Professor Pagels lebt in New York City.

In diesem Kapitel werden wir Zitate aus einem ihrer Bücher bringen.

Das Buch, aus dem wir zitieren, ist "The Gnostic Gospels" (Die gnostischen Evangelien), 1979, und es hat den Untertitel "Written two thousand years ago, these secret texts throw a dramatic new light on the beliefs of the Early Christians" (Vor zwei Tausend Jahren geschrieben, werfen diese geheimen Texte ein dramatisches neues Licht auf den Glauben der ersten Christen).

Die Geschichte der Nag Hammadi Bibliothek, die 1945 in Ober-Ägypten gefunden wurde, ist recht interessant, doch wir werden unsere Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die Schlußfolgerung richten, die Elaine Pagels aus ihrem Studium dieser alten Dokumente gezogen hat.

Ich beginne nun mit dem ersten Zitat aus Elaine Pagels Buch "The Gnostic Gospels":

Warum wurden diese Texte vergraben – und warum blieben sie diese fast 2.000 Jahre so gut wie unbekannt. Ihre Unterdrückung als verbotene Dokumente, und ihre Beerdigung auf dem Kliff von Nag Hammadi, erweist sich als Teil eines Kampfes für die Entstehung des frühen Christentums. Die Nag Hammadi Texte, und andere wie sie, die zu Beginn der christlichen Zeit verbreitet waren, wurden von den orthodoxen Christen in der Mitte des zweiten Jahrhunderts als Häresie angeprangert. Wir haben seit langer Zeit gewußt, daß viele Nachfolger von Christus von anderen Christen als Ketzer verurteilt wurden, doch so gut wie alles, was wir von ihnen wußten, kam von was ihre Gegner schrieben, die sie angriffen. Bischof Irenaeus, der die Kirche in Lyon beaufsichtigte, etwa 180, schrieb fünf Bände mit dem Titel The Destruction and Overthrow of Falsely So-called Knowledge (Die Zerstörung und der Sturz des fälschlicherweise sogenannten Wissens), die mit dem Versprechen beginnen,

die Ansichten derer darzulegen, die jetzt Häresie lehren . . . zu zeigen wie absurd und widersprüchlich ihre Aussagen mit der Wahrheit sind . . . ich tue dies damit . . . ihr alle die, mit denen ihr verbunden seid dazu drängt, solchen Abgrund des Wahnsinns und der Gotteslästerung gegen Christus zu vermeiden.

Als besonders ‚voll von Gotteslästerung‘ verurteilt er ein berühmtes Evangelium genannt Gospel of Truth (Evangelium der Wahrheit). Bezieht sich Irenaeus auf das selbe Gospel of Truth, das in Nag Hammadi entdeckt wurde? Quispel und seine Mitarbeiter, die das Gospel of Truth zuerst veröffentlichten, argumentieren, daß er es tut; einer ihrer Kritiker behauptet, daß die Eröffnungszeile (die mit Gospel of Truth beginnt) nicht der Titel ist. Doch Irenaeus benutzt die gleiche Quelle wie mindestens einer der Texte, die in Nag Hammadi entdeckt wurden – das Apocryphon (Secret Book [Geheimes Buch]) von Johannes - als Munition für seine eigene Attacke auf ‚Häresie‘. Fünfzig Jahre danach schrieb Hippolytus, ein Lehrer in Rom, eine andere massive Refutation of All Heresies (Widerlegung aller Häresie) um ‘die böse Gotteslästerung der Ketzer aufzudecken und zu widerlegen’.

Diese Kampagne gegen Häresie beinhaltete ein freiwilliges Eingeständnis ihrer überzeugenden Kraft; doch die Bischöfe setzten sich durch. Zur Zeit der Bekehrung von Kaiser Konstantin, als Christentum im vierten Jahrhundert eine offiziell bestätigte Religion wurde, befehligten christliche Bischöfe die Polizei, von der sie vorher gepeinigt wurden. Kopien solcher Bücher wurden verbrannt und zerstört. Doch in Oberägypten nahm jemand, möglicherweise ein Mönch eines nahen Klosters von St Pachomius, die verbotenen Bücher und versteckte sie vor der Zerstörung – in einem Krug, wo sie für fast 1.600 Jahre beerdigt blieben.

Doch diejenigen, die diese Texte schrieben und verbreiteten, betrachteten sich selbst nicht als ‚Ketzer‘. Die meisten der Schriften benutzen christliche Terminologie, unmißverständlich verwandt mit jüdischem Erbe. Viele behaupten, Traditionen über Jesus anzubieten, die geheim sind, versteckt vor ‚den Vielen‘, die das bilden, was im zweiten Jahrhundert anfing, die katholische Kirche genannt zu sein. Diese Christen werden jetzt Gnostiker genannt, vom griechischen Wort Gnosis, überlicherweise mit ‚Wissen‘ übersetzt. Denn diejenigen, die behaupten nichts über letztendliche Realität zu wissen, werden Agnostiker (buchstäblich ‚nicht-wissend‘) genannt, die Person, die behauptet solche Dinge zu kennen, wird gnostisch (‚wissend‘) genannt. Doch Gnosis ist nicht zuerst vernünftiges Wissen. Die griechische Sprache unterscheidet zwischen wissenschaftlichem oder nachdenklichem Wissen (‚Er kennt Mathematik‘) und durch Beobachtung oder Erfahrung zu wissen (‚Er kennt mich‘), das Gnosis ist. Wie die Gnostiker den Ausdruck benutzen, würden wir es als ‚Einsicht‘ übersetzen, denn Gnosis bezieht einen intuitiven Vorgang des sich selbst wissens mit ein. Gemäß dem gnostischen Lehrer Theodotus, der in Kleinasien schreibt (etwas 140-160), ist der Gnostiker einer, dem verständlich wurde

wer wir waren, und was wir wurden; wo wir waren . . . wohin wir eilen; von was wir freigelassen werden; was Geburt ist, und was Wiedergeburt ist.

Doch sich selbst zu kennen, auf tiefster Ebene, ist gleichzeitig Gott zu kennen; dies ist das Geheimnis von Gnosis. Ein anderer gnostischer Lehrer, Monoimus, sagt

Gib die Suche nach Gott und der Schöpfung und anderen Angelegenheiten ähnlicher Art auf. Suche ihn, indem du dich selbst als Anfangspunkt nimmst. Lerne, wer es ist in dir, der alles sein eigen macht und sagt, ‚Mein Gott, mein Verstand, mein Denken, meine Seele, mein Körper.‘ Lerne die Quellen von Kummer, Freude, Liebe, Haß . . . Wenn du diese Angelegenheiten sorgfältig untersuchst, wirst du ihn in dir selbst finden.

Was Muhammad ‘Ali in Nag Hammadi entdeckte, ist, anscheinend, eine Bibliothek von Schriften, fast alle von ihnen gnostisch. Obwohl sie behaupten, geheime Lehre anzubieten, beziehen sich viele dieser Texte auf die Schriften des Alten Testaments, und andere auf die Briefe von Paulus und die neutestamentlichen Evangelien. Viele von ihnen schließen die gleiche Dramatis Personae des Neuen Testaments ein – Jesus und seine Jünger. Die Unterschiede sind jedoch bemerkenswert.

Orthodoxe Juden und Christen bestehen darauf, daß eine Kluft die Menschheit von ihrem Schöpfer trennt: Gott ist völlig anders. Doch einige der Gnostiker, die diese Evangelien schrieben, widersprechen dem: Selbst-Wissen ist Wissen von Gott; das Selbst und das Göttliche sind identisch.

Zweitens, der ‚lebende Jesus‘ dieser Texte spricht von Illusionen und Erleuchtung, nicht von Sünde und Reue, wie der Jesus des Neuen Testaments. Anstatt zu kommen, um von der Sünde zu retten, kommt er als ein Führer, der Zugang zu geistigem Verständnis öffnet. Wenn der Jünger aber Erleutung erreicht, dient Jesus nicht mehr als sein geistiger Meister: die beiden sind gleich geworden – sogar identisch.

Drittens, orthodoxe Christen glauben, daß Jesus auf eine einzigartige Art Herr und Sohn Gottes ist: er bleibt für immer verschieden vom Rest der Menschheit, die er zu erretten kam. Das gnostische Gospel of Thomas (Evangelium nach Thomas) erzählt, daß sobald Thomas ihn erkennt, Jesus zu Thomas sagt, daß sie beide ihr Sein aus der gleichen Quelle erhalten haben.

Jesus sagt, ‘Ich bin nicht dein Meister. Weil du getrunken hast, bist du betrunken geworden von dem brodelnden Strom, den ich abgemessen habe. . . . Er, der von meinem Mund trinken wird, wird wie ich werden: ich selbst werde er werden, und die Dinge, die verborgen sind, werden ihm offenbart werden‘.

Hört sich solche Lehre – die Identität des Göttlichen und Menschlichen, das Interesse an Illusion und Erleuchtung, der Gründer, der nicht als Herr, sondern als geistiger Führer anwesend ist – nicht mehr östlich als westlich an? Einige Gelehrte haben vorgeschlagen, daß wenn die Namen geändert würden, könnte der ‚lebende Buddha‘ passend sagen, was das Evangelium des Thomas dem lebenden Jesus zuschreibt. Könnte Hindu- und Buddhist-Tradition Gnostizismus beeinflußt haben?

Der britische Gelehrte des Buddhismus, Edward Conze, schlägt vor, daß sie hat. Er weist darauf hin, daß ‚Buddhisten in Verbindung mit den Thomas-Christen (das ist, Christen, die solche Schriften wie das Evangelium des Thomas kannten) in Süd-Indien standen.’ Handelswege zwischen der griechisch-römischen Welt und dem Fernen Osten öffneten sich in der Zeit als Gnostizismus blühte (80-200 nach Christus); seit Generationen hatten Buddhist-Mönche Anhänger in Alexandria geworben. Wir bemerken auch, daß Hippolytus, der ein griechisch-sprechender Christ in Rom war (etwa 225), die indischen Brahminen kennt – und ihre Traditionen unter den Quellen der Ketzerei einschließt.

Da gibt es . . . unter den Indern eine Ketzerei von denen, die unter den Brahminen philosophieren, die ein selbstgenügsames Leben führen, sich vom Essen von Lebewesen enthalten und allem gekochten Essen . . . Sie sagen, daß Gott Licht ist, nicht wie das Licht, das man sieht, noch wie die Sonne noch Feuer, sondern für sie ist Gott Gespräch, nicht das, das in vernehmlichen Tönen Ausdruck findet, sondern das von Wissen (Gnosis) durch das die geheimen Mysterien der Natur von den Weisen wahrgenommen werden.

Könnte der Titel des Evangeliums des Thomas - genannt nach dem Jünger, der, wie die Tradition uns sagt, nach Indien ging – den Einfluß indischer Tradition andeuten?

Diese Hinweise deuten die Möglichkeit an, doch unser Beweis ist nicht überzeugend. Da parallele Traditionen in verschiedenen Kulturen zu verschiedenen Zeiten auftauchen mögen, könnten sich solche Ideen in beiden Orten unabhängig entwickelt haben. Was wir westliche und östliche Religionen nennen, und leicht als getrennte Ströme betrachten, war vor 2.000 Jahren nicht klar zu unterscheiden. Forschung über Nag Hammadi-Texte fängt erst an: wir sehen der Arbeit von Gelehrten mit Erwartung entgegen, die diese Traditionen verhältnismäßig studieren können, um zu entdecken, ob sie tatsächlich auf indischen Quellen zurückgeführt werden können.

Immerhin, Ideen, die wir mit östlichen Religionen verbinden, tauchten im ersten Jahrhundert durch die gnostische Bewegung im Westen auf, doch sie wurden von Polemikern wie Irenaeus unterdrückt und verurteilt. Doch diejenigen, die Gnostizismus Ketzerei nannten, nahmen – bewußt oder nicht – den Standpunkt der Gruppe von Christen ein, die sich selbst orthodoxe Christen nannten. Ein Ketzer mag jeder sein, dessen Anschauung jemand anderes nicht mag oder brandmarkt. Gemäß Tradition ist ein Ketzer, der vom wahren Glauben abweicht. Doch was definiert den ‚wahren Glauben‘? Wer nennt ihn so, und aus welchem Grund?

Wir sind mit diesem Problem wohlvertraut in unserer eigenen Erfahrung. Der Ausdruck ‚Christentum‘, besonders seit der Reformation, hat eine erstaunliche Reihe von Gruppen umfaßt. Diejenigen, die behaupten, das ‚wahre Christentum‘ im zwanzigsten Jahrhundert zu repräsentieren, kann von einem katholischen Kardinal im Vatikan zu einem afrikanischen Methodist-Episkopal-Priester reichen, der in Detroit eine Erweckungsbewegung einleitet, einem Mormonen-Missionar in Thailand, oder einem Mitglied einer Dorfkirche an der griechischen Küste. Doch Katholiken, Protestanten, und Orthodoxe stimmen darin überein, daß solche Mannigfaltigkeit eine neue – und bedauerliche – Entwicklung ist. Gemäß christlicher Legende war die frühe Kirche anders. Christen aller Überzeugungen blicken auf die ursprüngliche Kirche zurück, um eine einfachere, reinere Form des christlichen Glaubens zu finden. Zur Zeit der Apostel teilten alle Mitglieder der christlichen Gemeinschaft ihr Geld und ihren Besitz; alle glaubten an die gleiche Lehre, und beteten zusammen; alle verehrten die Autorität der Apostel. Es war erst nach diesem goldenen Zeitalter, daß Konflikt, dann Ketzerei, auftauchte: so sagt der Autor der Apostelgeschichte, der sich als der erste Geschichtsschreiber des Christentums identifiziert.

Doch die Entdeckung von Nag Hammadi hat dieses Bild umgeworfen. Wenn wir zugeben, daß einige dieser zwei-und-fünfzig Texte frühe Formen der christlichen Lehre repräsentieren, mögen wir zugeben müssen, daß frühes Christentum weit mannigfaltiger ist, als es fast jedermann vor den Nag Hammadi Entdeckungen erwartete. 26 [26 Ein Gelehrter, der sogar vor dem Nag Hammadi Fund solche Mannigfaltigkeit annahm, ist W. Bauer, dessen Buch Rechtgläubigkeit und Ketzerei in ältesten Christentum, zuerst 1934 erschien. Es wurde in Englisch übersetzt und veröffentlicht als Orthodoxy and Heresy in Earliest Christianity (Philadelphia, 1971).]

Zeitgenössisches Christentum, so verschieden und komplex wie wir es finden, mag eigentlich mehr Einstimmigkeit zeigen, als die christlichen Kirchen der ersten und zweiten Jahrhunderte. Denn fast alle Christen seit der Zeit, Katholiken, Protestanten, oder Orthodoxe, haben drei grundsätzliche Voraussetzungen geteilt. Erstens akzeptieren sie den Kanon des Neuen Testaments; zweitens bekennen sie das apostolische Glaubensbekenntnis; und drittens bekräftigen sie besondere Formen von kirchlichen Institutionen. Doch jede einzelne von diesen – der Kanon der Schriften, das Glaubensbekenntnis, und die institutionelle Struktur – tauchten in ihrer gegenwärtigen Form erst gegen Ende des zweiten Jahrhunderts auf. Vor dieser Zeit, wie Irenaeus und andere bezeugen, waren zahlreiche Evangelien unter verschiedenen christlichen Gruppen im Umlauf, die sich von jenen des Neuen Testaments, Matthäus, Markus, Lukas, und Johannes, erstrecken, bis zu solchen Schriften wie das Evangelium des Thomas, das Evangelium nach Philippus, und das Evangelium der Wahrheit, so wie auch vieler anderer geheimer Lehren, Mythen, und Gedichte, die Jesus oder seinen Jüngern zugeschrieben waren. Einige von diesen wurden anscheinend in Nag Hammadi entdeckt; viele andere sind uns verlorengegangen. Solche die sich selbst als Christen identifizierten, hielten viele – und radikal abweichende – religiöse Glauben und Gewohnheiten. Und die Gemeinschaften, die über die bekannte Welt verstreut waren, organisierten sich auf Arten, die weit von einer Gruppe zur anderen abwichen.

Doch bei 200 nach Christus hatte sich die Situation geändert. Christentum war eine Institution geworden, die von einer drei-rangigen Hierarchie von Bischöfen, Priestern, und Diakonen angeführt wurde, die sich selbst als die Wächter des einzigen ‚wahren Glaubens‘ verstanden. Die Mehrheit der Kirchen, unter denen die Kirche von Rom die führende Rolle einnahm, wiesen alle anderen Ansichten als Ketzerei zurück. Die Mannigfaltigkeit der früheren Bewegung mißbilligend, bestanden Bischof Irenaeus und seine Anhänger darauf, daß es nur eine Kirche geben könne, und außerhalb dieser Kirche, erklärte er, ‚gibt es keine Errettung‘. Mitglieder dieser Kirche allein sind orthodoxe (buchstäblich, ‚gerade denkende‘) Christen. Und, behauptete er, diese Kirche muß katholisch sein – das ist, universell. Wer-immer diesen Konsensus herausforderte, für andere Formen der christlichen Lehre argumentiert, wurde zum Ketzer erklärt, und ausgestoßen. Als die Orthodoxen militärische Unterstützung erreichten, irgendwann nachdem Kaiser Konstantin im vierten Jahrhundert Christ wurde, stieg die Strafe für Ketzerei.

Die Anstrengungen der Mehrheit, jede Spur von häretischer ‚Gotteslästerung‘ zu zerstören, erwies sich als so erfolgreich, daß, bis zur Entdeckung von Nag Hammadi, fast all unsere Information bezüglich alternativer Formen des frühen Christentums, von massiven orthodoxen Angriffen auf sie kamen.

Dies war also unser erstes Zitat von Elaine Pagels und ihrem Buch "The Gnostic Gospels."

Wir müssen nun nicht vergessen, daß Elaine Pagels ein Professor der Theologie ist und deshalb den gleichen Beruf hat, wie die Leute, die wir zuvor bezüglich der Geschichte der Christenheit zitiert haben, wie Emil Brunner und Walter Bauer und Hans Freiherr von Campenhausen, und daß auch für sie all die charakteristischen Eingenschaften zutreffen, die wir den anderen zugewiesen haben. Sie sind alle im Lager der Orthodoxie und deshalb im Lager der Prophetenmörder und deshalb werden sie alle Material zur Verfügung stellen, Gott und seine Menschen zu bekämpfen. Sie alle kommen der Wahrheit recht nahe, aber da gibt es kein Zeichen, daß sie diese Wahrheit in ihrem Leben anwenden und aus ihrem Widerstand gegen Gott herauskommen und Anhänger von Jesus werden.

Elaine Pagels Diskussion in diesem Zitat erwähnt das Neue Testament und daß bevor der Kanon des Neuen Testaments durch die katholische Kirche festgesetzt wurde, es eine große Vielzahl von Schriften gab, die dann Ketzer-Schriften wurden.

Diese Tatsache allein sollte schon demonstrieren, daß der Hauptzweck des Kanons war, alle Schriften, die nicht Teil des Kanons waren, zu beseitigen, sogar Schriften, die damals bereits existierten, doch vor allem Schriften, die kommen würden.

Und Menschen von dieser Geistesverfassung, die dieses Kanon-Geschäft unterstützen, werden natürlich nicht neue Offenbarungen Gottes erwarten und deshalb auch nicht nach neuen solchen Schriften Ausschau halten und wenn sie so einer Sache begegnen würden, würden sie sie verurteilen und als Ketzerei erklären.

Und das ist einer der Gründe, warum Leute wie Elaine Pagels an einer Sache festhalten, was sie das Neue Testament nennen, und wissen nichts von all den Büchern, die wirklich zum Neuen Testament gehören und die von Gott während der letzten 20 Jahrhunderte seinen Menschen gegeben wurden. Und nicht alle wurden zerstört von Elaine Pagels und ihren Landsleuten von Prophetenmördern und ihren Organisationen.

Elaine Pagels weiß offensichtlich nichts von den umfangreichsten solcher Werke, wie denen von Jakob Lorber und Bertha Dudde.

Das Werk von Jakob Lorber, "Die Haushaltung Gottes", bringt eine Masse von Information über die Geschichte der Menschen, wie sie wirklich passierte und dieses Werk demonstriert in vielen Einzelheiten wie Gott immer wieder zu seinen Menschen auf dem Planeten Erde kam und sie lehrte, wie zu leben und in Einheit mit ihrem Schöpfer zu sein und daß Religionen, besonders die von Indien, das direkte Ergebnis solcher Besuche waren und daß die ursprüngliche Sprache die indische Sprache war, Sanskrit.

Religionen wie die Hindu-Religion oder die buddhistische Religion, kamen direkt von Gottes Lehre und wenn sie mit der Zeit verzerrt wurden, dann passierte das Gleiche mit ihnen, was mit der Religion des Christentums passierte, und das Hauptproblem ist in all diesen Religionen das Gleiche, die Existenz des Klerus.

Und der Klerus sind Menschen wie Pagels und Bauer und Brunner und von Campenhausen. Sie sind die Auslese davon. Sie sind alle wie Irenaeus, schaffen und unterhalten diese Terror-Organisation.

Es muß uns sehr klar werden, daß die sogenannten Kirchenväter die Organisatoren dieser katholischen Kirche sind, dieser ältesten, größten und schlimmsten Terror-Organisation. Sie sind die Urheber des Ermordens der wahren Kirche. Um eine Idee von der Geistesverfassung eines dieser ersten, Ignatius, zu bekommen, lese man nur seine Schriften. Seine Idee vom geistigen Leben ist: "Tue nichts ohne den Bischof."

Diese Professoren der Theologie leben in einem Getto. Sie können sich gar nicht vorstellen, daß Gott heute zu seinen Menschen sprechen könnte, und daß es da einen Propheten geben könnte, der Gottes Stimme hört und aufschreibt und veröffentlicht, und das Gleiche gilt für die wahre Kirche, daß wäre zu viel für sie, sich die Versammlung einer wahren Kirche vorzustellen und wie der heilige Geist in ihrer Mitte wirkt – heute.

Sie glauben tatsächlich, daß diese Kirchen über die sie schreiben und die zur Orthodoxie gehören, christliche Kirchen sind. Diese Menschen sind in Wirklichkeit Materialisten und sie halten die Laien in materiellen und intellektuellen Fesseln, genau so wie sie selbst, und leiten sie ins Reich der Finsternis und halten alle Dinge, die wirklich etwas mit Gott zu tun haben, von sich selbst und allen anderen fern.

Solche Leute wie Pagels und Brunner schreiben Bücher, die alles genau erklären, was mit ihrer Terrororganisation verkehrt ist und stabilisieren damit ihr System, indem ihre Anhänger ja nun wissen, daß es die falsche Sache ist, aber als beispielgebend weiter der Organisation angehören und damit dies auch ihren Lesern empfehlen. Sie verhalten sich wie der katholische Bischof, der sagt, wir wissen, daß wir eure Kinder vergewaltigen, wenn ihr sie zu uns schickt, aber dieses Wissen ist ja auch eures, und deshalb können wir ja gar nichts anderes tun, als sie zu vergewaltigen, denn ihr schickt sie uns ja.

Elaine Pagels schreibt: "Zeitgenössisches Christentum, so verschieden und komplex wie wir es finden, mag eigentlich mehr Einstimmigkeit zeigen, als die christlichen Kirchen der ersten und zweiten Jahrhunderte." Und dies zeigt, daß zeitgenössisches Christentum die völlig verkehrte Art des Christentums ist, das Christentum, das am Kanon festhält, am Glaubensbekenntnis und an Institutionen, und deshalb völlig im Regiment des Antichristen verankert ist. All diese Kirchen sind Erfindungen Satans und alle die Führer dieser Kirchen sind Diener Satans. Dies trifft nicht auf alle die Mitglieder dieser Kirchen zu, doch wenn Mitglieder dieser Kirchen ihren Glauben wirklich ernst nehmen würden, dann würden sie Gottes Wort studieren und die Wahrheit sehen und aus ihren mensch-gemachten Kirchen herauskommen und Satans Kirche verlassen.

Nun folgt ein zweites Zitat aus "The Gnostic Gospels" von Elaine Pagels:

Ein anderer Gelehrter, Walter Bauer, veröffentlichte 1934 eine andere Ansicht von Gnostizismus. Bauer erkannte, daß die frühe christliche Bewegung selbst viel mannigfaltiger war, als orthodoxe Quellen uns glauben machen wollen. So schrieb Bauer,
Vielleicht – ich wiederhole, vielleicht – waren gewisse Manifestationen des christlichen Lebens, die die Autoren der Kirche als ‚Ketzerei‘ zurückweisen, ursprünglich überhaupt nicht solche, sondern, zumindest hier und dort, die einzige Form der neuen Religion; das ist, für solche Regionen waren sie einfach ‚Christentum‘. Es besteht auch die Möglichkeit, daß ihre Anhänger . . . mit Haß und Verachtung heruntersahen auf die Orthodoxen, die für sie falsche Gläubige waren. 49 [49. W. Bauer, Orthodoxy and Heresy in Earliest Christianity (übersetzt aus der zweiten Auflage Philadelphia, 1971, xxii.]

Und nun das dritte Zitat:

Einige radikale Texte brandmarken sogar katholische Christen selbst als Ketzer, die, obwohl sie ‚die Geheimlehre nicht verstehen . . . damit prahlen, daß das Geheimnis der Wahrheit ihnen allein gehört‘.

Und ein viertes:

Die Kontroverse geschah zu genau der Zeit, als frühere, abwechslungsreicher gestaltete Formen der Kirchenführung Platz machten für eine vereinigte Hierarchie des Kirchenamtes.61 [61. Für eine ausführliche Diskussion dieses Prozesses, siehe Campenhausen, Ecclesiastical Authority and Spiritual Power, 76 ff.] Zum ersten-mal wurden gewisse christliche Gemeinschaften in eine strikte Ordnung von untergeordneten ‚Rängen‘ von Bischöfen, Priestern, Diakonen, Laien organisiert. In vielen Kirchen tauchte der Bischof auf, zum ersten mal, als ein ‚Monarch‘ (buchstäblich, ‚alleiniger Machthaber‘). Zunehmend verlangte er Macht, um als Zuchtmeister und Richter über solche zu handeln, die er ‚die Laien‘ nannte. Konnten gewisse gnostische Bewegungen diesem Prozeß Widerstand präsentieren? Konten Gnostiker unter den Kritikern stehen, die der Entwicklung der Kirchenhierarchie widerstanden? Beweismaterial von Nag Hammadi deutet an, daß sie es taten. Wir haben zuvor angeführt, wie der Autor der Apokalypse des Petrus die Ansprüche der Kirchenbeamten lächerlich macht:
Andere . . . außerhalb unserer Zahl . . . nennen sich selbst Bischöfe und auch Diakone, als ob sie ihre Autorität von Gott erhalten hätten. . . . Solche Leute sind wasserlose Kanäle.
Das Dreiteilige Traktat, von einem Anhänger von Valentinus geschrieben, vergleicht solche, die Gnostiker sind, ‚Kinder des Vaters‘, mit denen, die ‚Uninitiates‘ sind, Abkömmlinge der Demiurge. Des Vaters Kinder, sagt er, gesellen sich zusammen als Gleiche, erfreuen sich gegenseitiger Liebe, helfen einander spontan. Doch die Abkömmlinge der Demiurge – die normalen Christen – ‚wollen andere kommandieren, einander überflügeln in ihrer leeren Ambition‘; sie sind aufgeblasen mit ‚Herrschgier‘, ‚jeder stellt sich vor, daß er dem anderen überlegen ist‘.

Wenn gnostische Christen die Entwicklung der Kirchenhierarchie kritisierten, wie konnte sie selbst eine gesellschaftliche Organisation bilden? Wenn sie das Prinzip von Rang ablehnten, darauf bestanden, alle seien gleich, wie konnten sie auch nur eine Versammlung abhalten? Irenaeus erzählt uns von der Praxis einer Gruppe die er aus seiner eigenen Gemeinde in Lyon kennt – die Gruppe, die von Marcus geleitet wird, einem Jünger von Valentinus. Jedes Mitglied der Gruppe ist eingeweiht: dies bedeutet, daß jeder Einzelne aus der Macht der Demiurge ‚befreit‘ wurde. Aus diesem Grunde wagten sie es ohne die Autorität des Bischofs zusammenzukommen, den sie als den Sprecher der Demiurge ansahen – Irenaeus selbst! Zweitens, von jedem Eingeweihten wurde angenommen, daß er, durch das Einweihungsritual, die charismatische Gabe der direkten Inspiration durch den heiligen Geist erhalten hat.

Wie führten die Mitglieder dieses Kreises der ‚Pneumatiker‘ (buchstäblich, ‚diejenigen, die geistig sind‘) ihre Versammlung durch? Irenaeus erzählt uns, daß wenn sie sich trafen, alle Mitglieder zuerst am Ziehen von Losen teilnahmen.67 [67. . . . Für solchen Gebrauch von Losen gab es Präzedenzfälle im alten Israel, wo von Gott gemeint wurde, er würde seine Wahl durch das Ziehen von Losen ausdrücken, und auch unter den Aposteln selbst, die durch Los den zwölften Apostel auswählten, um Judas Ischarioth zu ersetzen (Apostelgeschichte 1,17-20). Anscheinend beabsichtigten die Anhänger ihrem Beispiel zu folgen.] Wer immer ein bestimmtes Los erhielt, war anscheinend bestimmt, die Rolle des Priesters zu nehmen; ein anderer sollte das Sakrament opfern, als Bischof; ein anderer würde aus der Schrift lesen zum Gottesdienst, und andere würden die Gruppe als ein Prophet ansprechen, um aus dem Stegreif geistige Lehre anzubieten. Wenn die Gruppe sich das nächste mal traf, würden sie wieder Lose ziehen, damit die Person, die jede Rolle nahm, sich dauern änderte.

Diese Praxis schuf effektiv eine sehr andere Struktur von Autorität. Zu einer Zeit wenn die orthodoxen Christen zunehmend zwischen Klerus und Laien unterschied, demonstrierte diese Gruppe gnostischer Christen, daß, unter ihnen selbst, sie es ablehnten, solche Unterscheidungen anzuerkennen. Anstatt ihre Mitglieder in überlegene und niedrigere Reihenfolge innerhalb einer Hierarchie zu stellen, folgten sie dem Prinzip der strikten Gleichheit. Alle Eingeweihten, Männer und Frauen in gleicher Weise, nahmen gleichwertig am Ziehen teil; jeder mag ausgewählt werden, als Priester zu dienen, Bischof, oder Prophet. Außerdem, weil sie bei jeder Versammlung Lose zogen, konnten sogar die Unterscheidungen, die durch das Los festgesetzt waren, niemals ständige ‚Ränge‘ werden. Endlich – höchst wichtig – beabsichtigten sie, durch diese Praxis, das Element der menschlichen Wahl zu entfernen. Ein Beobachter aus dem zwanzigsten Jahrhundert mag annehmen, daß die Gnostiker es anders sahen. Sie glaubten, daß weil Gott alles im Univesum lenkt, seine Wahl die Art und Weise ausdrückt, wie die Lose fallen.

Solche Praxis veranlaßte Tertullian ‚das Benehmen der Gnostiker‘ anzugreifen:

Wie frivol, wie weltlich, wie bloß menschlich ist es, ohne Ernsthaftigkeit, ohne Autorität, ohne Disziplin, wie es ihrem Glauben paßt! Um damit anzufangen, ist es ungewiß, wer ein Neuling ist, und wer ein Gläubiger: sie alle haben gleichwertigen Zugang, sie hören gleichwertig zu, sie beten gleichwertig – sogar Heiden, falls irgendwelche zufällig kommen . . . Sie teilen auch den Kuß des Friedens mit allen die kommen, denn ihnen macht es nichts aus, wie unterschiedlich sie Themen behandeln, wenn sie zusammentreffen, um die Zitadelle der einen Wahrheit zu stürmen . . . Sie sind Alle arrogant . . . alle bieten einem Gnosis an!

Das Prinzip des gleichen Zugangs, der gleichen Teilnahme, und gleichem Anspruch auf Wissen beeindruckte Tertullian sicherlich. Er nahm dies aber als Beweis, daß die Ketzer ‚Disziplin umwerfen‘: anständige Disziplin erfordert aus seiner Sicht gewisse Grade von Unterscheidung zwischen Gemeinschafts-Mitgliedern. Tertullian protestiert besonders gegen die Teilnahme ‚solcher Frauen unter den Ketzern‘ die mit Männern die Position der Autorität teilten: ‚Sie lehren, sie beteiligen sich an der Diskussion; sie treiben aus; sie heilen‘ - er vermutet, daß sie sogar taufen mögen, was bedeutete, daß sie auch als Bischöfe handelten!

Tertullian protestierte auch gegen die Tatsache, daß

ihre Ordinationen sorglos gehandhabt werden, launisch, und veränderlich. Einmal setzten sie Neulinge ins Amt; ein ander mal Personen durch weltlich Beschäftigung gebunden . . . Nirgendwo ist Beförderung leichter, als im Lager der Rebellen, wo sogar die bloße Tatsache da zu sein, ein vornehmster Dienst ist. Heute ist also ein Mann Bischof und morgen ein anderer; die Person, die heute Diakon ist, ist morgen ein Leiter; derjenige, der heute Priester ist, ist morgen ein Laie; denn die Funktion der Priesterschaft auferlegen sie sogar den Laien!

Diese bemerkenswerte Passage offenbart, welche Unterscheidungen Tertullian als wesentlich zur Kirchen-Ordnung betrachtet – Unterscheidungen zwischen Neuankömmlingen und erfahrenen Christen; zwischen Frauen und Männern; zwischen einem professionellen Kleriker und Leuten, die mit weltlicher Beschäftigung ausgefüllt sind; zwischen Lesern, Diakonen, Priestern, und Bischöfen – und vor allem zwischen dem Klerus und den Laien. Valentinische Christen, andererseits, folgten einer Praxis, die die Gleichheit aller Teilnehmer sicherstellte. Ihr System erlaubte, keine Hierarchie sich zu bilden, und keine festgesetzte ‚Ordnung‘ des Klerus. Da sich die Rolle jeder Person jeden Tag änderte, wurde Neid gegen prominente Personen minimalisiert.

Wie sollte der Bischof, der seine Rolle im traditionellen römischen Sinn, als Machthaber, Lehrer, und Richter der Kirche definierte, auf diese gnostische Kritik antworten? Irenaeus sah, daß er, als Bischof, in eine doppelt-gebundene Situation gesetzt war. Gewisse Mitglieder seiner Herde hatten sich ohne seine Autorität in privaten Sitzungen getroffen; Marcus, ein selbst-ernannter Leiter, den Irenaeus als einen in ‚magischen Betrug Eingeweihten‘ verspottet, hatte sie in geheime Sakramente eingeweiht und sie ermutigt, die moralischen Warnungen des Bischofs zu ignorieren. Im Gegensatz zu seinen Anweisungen, sagt er, aßen sie Fleisch-Opfer für Götzen; sie wohnten Heiden-Festen frei bei und sie verstießen gegen seine strikten Warnungen bezüglich sexueller Abstinenz und Monogamie. Was Irenaeus höchst ärgerlich fand war vor allem, daß, anstatt zu bereuen oder sich sogar dem Bischof offen zu widersetzen, sie auf seinen Protest mit teuflisch schlauen theologischen Argumenten antworteten:

Sie nannten [uns] ‘ungeistig’, ‘gewöhnlich’, und ‚ekklesiastisch‘ . . . Weil wir ihre ungeheuerlichen Behauptungen nicht akzeptieren, sagen sie, daß wir damit fortfahren im Hebdomad [die niederen Regionen] zu leben, als ob wir unsere Gedanken nicht nach oben heben könnten, noch die Dinge, die oben sind, verstehen.

Irenaeus war über ihre Behauptung empört, daß sie, geistig seiend, von den ethischen Beschränkungen befreit waren, die er, als ein bloßer Diener der Demiurge, ignoranterweise ihnen zu unterschieben suchte.

Um die Kirche gegen diese selbst-betitelten Theologen zu verteidigen, erkannte Irenaeus, daß er theologische Waffen schmieden muß. Er glaubte, daß wenn er die ketzerische Lehre von ‚einem anderen Gott neben dem Schöpfer‘ niederreißen könnte, könnte er die Möglichkeit des Ignorierens oder des Trotzens – aus angeblichen theologischen Gründen – der Autorität der ‚einen katholischen Kirche‘ und ihres Bischofs zerstören. Wie seine Gegner, nahm Irenaeus die Wechselbeziehung zwischen der Struktur der göttlichen Autorität und der menschlichen Autorität in der Kirche als selbstverständlich an. Wenn Gott Einer ist, dann kann es nur eine wahre Kirche geben, und nur einen Vertreter Gottes in der Gemeinschaft – den Bischof.

Deshalb erklärte Irenaeus, daß orthodoxe Christen vor allem glauben müssen, daß Gott Einer ist – Schöpfer, Vater, Herr, und Richter. Er warnte, daß es dieser eine Gott ist, der die katholische Kirche errichtete, und der mit denen die Aufsicht führt, die moralische Disziplin in ihr ausüben. Doch fand er es schwierig, mit den Gnostikern Theologie zu argumentieren: sie behaupteten, mit allem übereinzustimmen, was er sagte, doch wußte er, daß sie im Geheimen seine Worte nur halbwegs glaubten, da sie von jemand ungeistigem kamen. So fand er sich gezwungen, seine Abhandlung mit einem feierlichen Aufruf zum Strafgericht zu beenden:

Laßt solche Personen, die den Schöpfer lästern . . . wie es die Valentianer tun und all die falschen sogenannten ‚Gnostiker‘, als Agenten Satans erkennen, von allen die Gott anbeten. Durch ihre Wirkung wurde Satan sogar jetzt gesehen gegen Gott zu sprechen, der Gott, der für jede Art von Abtrünnigkeit ewiges Feuer vorbereitet hat.

Wir wären aber verkehrt anzunehmen, daß dieser Kampf nur Mitglieder der Laien beinhaltet, die charismatische Inspiration behaupten, gegen eine organisierte, geistlose Hierarchie von Priestern und Bischöfen anzukämpfen. Irenaeus deutet klar das Gegenteil an. Viele, die er wegen Verbreitung von gnostischer Lehre tadelte, waren selbst prominente Mitglieder der Kirchen-Hierarchie. In einem Fall schrieb Irenaeus an Victor, Bischof von Rom, um ihn zu warnen, daß gewisse gnostische Schriften unter seiner Gemeinde zirkulierten. Er betrachtete diese Schriften als besonders gefährlich, weil ihr Autor, Florinus, das Prestige behauptete, ein Priester zu sein. Doch Irenaeus warnte Victor, daß dieser Priester auch, im Geheimen, ein gnostischer Eingeweihter ist. Irenaeus warnte seine eigene Gemeinde, daß ‚solche, von denen viele glauben, Priester zu sein, . . . die aber die Furcht Gottes nicht als Höchstes in ihrem Herzen setzen . . . voller Stolz sind über ihre Beliebtheit in der Gemeinschaft‘. Solche Personen, erklärt er, sind im Geheimen Gnostiker, die ‚im Geheimen böse Taten vollbringen und sagen, "Niemand sieht uns".‘ Irenaeus macht es klar, daß er beabsichtigte solche zu entlarven, die äußerlich wie orthodoxe Christen handelten, doch die im Privaten Mitglieder von gnostischen Kreisen waren.

Wie konnte der normale Christ zwischen wahren und falschen Priestern unterscheiden? Ireaneus erklärt, daß solche, die orthodox sind, den Linien der apostolischen Nachfolge folgen werden:

Man muß den Priestern gehorchen, die in der Kirche sind – das bedeutet . . . denen, die die Nachfolge von den Aposteln besitzen. Denn sie erhalten gleichzeitig mit der bischöflichen Nachfolge die sichere Gabe der Wahrheit.

Die Ketzer, erklärt er, weichen von der gemeinsamen Tradition ab und treffen sich ohne des Bischofs Genehmigung:

Man muß anderen mißtrauen, die von der ursprünglichen Nachfolge abweichen, und sich überhaupt an irgend einem Ort versammeln. Diese muß man als Ketzer erkennen . . . oder als Schismatiker . . . oder als Heuchler. All diese sind von der Wahrheit abgefallen.

Irenaeus verkündet einen feierlichen bischöflichen Urteilsspruch. Die Gnostiker behaupten, zwei Quellen der Tradition zu haben, eine offen, die andere geheim. Irenaeus stimmt ironisch mit ihnen überein, daß es da zwei Quellen der Tradition gibt - doch, erklärt er, da Gott Einer ist, leitet sich nur einer von diesen von Gott ab – das ist derjenige, den die Kirche durch Christus und seinen auserwählten Aposteln erhält, besonders Petrus. Die andere kommt von Satan – und geht zurück auf den gnostischen Lehrer Simon Magus (buchstäblich, ‚Magier‘), der Erzfeind von Petrus, der die geistige Kraft des Apostels zu kaufen versuchte und seinen Fluch erntete. Da Petrus die wahre Nachfolge anführt, so ist Simon der Inbegriff der falschen, von Dämonen inspirierten Nachfolge der Ketzer; er ist der ‚Vater aller Ketzerei‘:

Alle solche, die irgendwie die Wahrheit korrumpieren, und die Lehre der Kirche schädigen, sind die Jünger und Nachfolger von Simon Magus von Samaria . . . Sie bringen in der Tat den Namen von Jesus vor als ein Art von Köder, doch auf viele Arten führen sie die Gottlosigkeit von Simon ein . . . verbreiten zu ihren Hörern das bittere und feindselige Gift der großen Schlange (Satan), der große Autor des Abfalls.

Am Schluß warnt er, daß ‚Einige, die angesehen werden, unter den Orthodoxen zu sein‘, haben viel zu fürchten in dem kommenden Strafgericht, es sei denn (und dies ist sein praktischer Punkt) sie bereuen jetzt, verwerfen die Lehre von ‚einem anderen Gott‘, und unterwerfen sich dem Bischof und akzeptieren die ‚beschleunigte Disziplin‘, daß er ihnen die ewige Verdammnis ersparen wird.

Waren Irenaeus religiöse Überzeugungen nichts als politische Lehrsätze unter Vorwand? Oder umgekehrt, war seine Politik seinem religiösen Glauben untergeordnet? Beide dieser Interpretationen vereinfacht die Situation zu stark. Irenaeus religiöse Überzeugung und seine Position – wie solche seiner gnostischen Gegner – beeinflußten sich gegenseitig. Wenn gewisse Gnostiker sich der Entwicklung der Kirchen-Hierarchie widersetzten, brauchen wir Gnostizismus nicht zu einer politischen Bewegung zu reduzieren, die als Reaktion zu dieser Entwicklung aufstand. Die Anhänger von Valentinus teilten eine religiöse Vision des Wesens Gottes, das sie unvereinbar mit den Regeln der Priester und Bischöfe fanden, das in der katholischen Kirche auftauchte – und somit widerstanden sie dem. Irenaeus religiöse Überzeugung, umgekehrt, stimmte überein mit der Struktur der Kirche, die er verteidigte.

Dieser Fall ist bei weitem nicht einzigartig: überall in der Geschichte des Christentums können wir sehen, wie verschiedener Glaube über das Wesen von Gott unvermeidlich verschiedene politische Verwicklungen tragen. Martin Luther, mehr als 1.300 Jahre später, fühlte sich durch sein eigenes religiöses Erlebnis und seine umgewandeltes Verständnis von Gott gedrängt, Praktiken herauszufordern, die von seinen Vorgesetzten in der katholischen Kirche gutgeheißen wurden, und zuletzt das gesamte päpstliche und priesterliche System zurückzuweisen. George Fox, der radikale Visionär, der die Quäker-Bewegung gründete, wurde durch seine Begegnung mit dem ‚inneren Licht‘ bewegt, die gesamte Struktur der puritanischen Autorität zu brandmarken – gesetzmäßig, regierungsmäßig, und religiös. Paul Tillich proklamierte die Lehre von ‚Gott jenseits Gott‘ als er beide, Protestanten und Katholiken, kritisierte, zusammen mit nationalistischen und faschistischen Regierungen.

Als die Lehre von der körperlichen Auferstehung von Christus das anfängliche Rahmenwerk für klerikale Autorität aufstellte, so bestätigt die Lehre von dem ‚einen Gott‘, für orthodoxe Christen, die auftauchende Institution des ‚einen Bischofs‘ als Monarch (‚alleiniger Machthaber‘) der Kirche. Wir sollten dann nicht überrascht sein, als nächstes zu entdecken, wie die orthodoxe Beschreibung Gottes (als ‚Vater Allmächtig‘, zum Beispiel) dazu dient, das zu definieren, wer eingeschlossen ist – oder wer ausgeschlossen – von der Teilnahme und der Macht von Priestern und Bischöfen.

Dies ist also das Ende dieses vierten Zitats aus "The Gnostic Gospels" von Elaine Pagels. Und nun folgt das fünfte:

Die Apokalypse des Petrus beschreibt, wie zuvor bemerkt, katholische Christen als solche, die ‚in einen falschen Namen gefallen sind und in die Hand eines bösen, listigen Mannes, mit einer Lehre in einer Vielheit von Formen‘, die sich erlauben, ketzerisch beherrscht zu werden. Denn, fügt der Autor hinzu, sie

lästern die Wahrheit und proklamieren böse Lehre. Und sie werden böse Dinge gegen einander sagen . . . ja sogar andere . . . die die Wahrheit bekämpfen und die die Boten des Irrtums sind . . . ihren Irrtum aufstellen . . . gegen diese meine reinen Gedanken . . .

Der Autor nimmt jedes charakteristische Merkmal der katholischen Kirche als Beweis, daß dies nur eine Imitationskirche ist, ein Nachgemachtes, eine ‚Schwesternschaft‘, die die wahre christliche Bruderschaft nachahmt. Solche Christen, in ihrer blinden Arroganz, beanspruchen exklusive Legitimität: ‚Einige, die die Geheimlehre nicht verstehen, sprechen von Dingen,die sie nicht verstehen, doch werden sie prahlen, daß die Geheimlehre der Wahrheit ihnen allein gehört.‘ Ihr Gehorsam gegenüber Bischöfen und Diakonen zeigt an, daß sie ‚sich dem Urteil der Führer beugen‘. Sie unterdrücken ihre Brüder, und verleumden solche, die Gnosis erlangen.

Ich unterbreche hier erst einmal das fünfte Zitat.

Elaine Pagels berichtet hier über die Apokalypse von Petrus und ich bringe nun einen Abschnitt, den sie erwähnt, ich bringe ihn aber nicht aus ihrem Buch, sonder direkt aus der Apokalypse von Petrus:

Viele andere aber, die die Wahrheit bekämpfen und Boten des Irrtums sind, werden ihren Irrtum und ihr Gesetz gegen diese reinen Gedanken von mir aufstellen, als ob sie aus einer Perspektive heraussehen und glauben, daß Gut und Böse aus einer Quelle sind. Sie machen mit meinem Wort Geschäfte.

Ich wiederhole diese Stelle noch einmal, jetzt aber nicht als Übersetzung aus einem englischen Buch, sondern aus einem deutschen Buch:

Zahlreiche andere aber, die der Wahrheit widerstehen, das sind die Sendboten des Irrtums, werden mit ihrem Irrtum und ihrem Gesetz meinen reinen Gedanken auflauern, da sie, (nur) von einem (Punkt) aus blickend, denken, daß Gutes und Böses aus ein und derselben (Wurzel) stammen, und so Handel treiben mit meinem Wort.

Da gibt es hier zwei Dinge, die hervorgehoben werden sollten.

Dieses Zitat ist Teil der Worte, die der Erlöser zu Petrus sprach und das Petrus hier in seiner Apokalypse von Petrus niederlegt.

Das ist die eine Sache, die hier ausgesagt werden sollte. Und die zweite Sache ist dieser Teil des Zitats: Sie machen mit meinem Wort Geschäfte.

Diese Geld-Angelegenheit, die dieser kurze Satz anspricht, ist ein Aspekt, der eine wichtige Rolle im Neuen Testament spielt und der immer wieder angesprochen wird, und so oft aufgeworfen wird, besonders von Paulus und von Petrus in ihren Briefen, weil er das wichtigste Zeichen ist, an dem man die falschen Propheten erkennen kann, die Heuchler, die Kleriker, die Führer der Imitationskirchen.

Und da Elaine Pagels einer von diesen Wölfen im Schafspelz ist, zitiert sie diesen kurzen Satz nicht. Sie zitiert ihn nicht, weil sie selbst eine Person ist, die mit dem Wort von Christus Geschäfte macht.

Daß es bei den Klerikern hauptsächlich um ihr Gehalt geht, um ihren Lohn der Ungerechtigkeit, welchen sie lieben (2 Petrus 2,15), daß dies im Neuen Testament immer wieder aufgezeigt wird, haben im wir im 17. Kapitel unseres Buches "Die Imitationskirche", Bileams Weg aufgezeigt. Dort sind all die relevanten Schriftstellen schön aufgereiht zu finden. Und in den Schriften der sogenannten Gnostiker ist es nicht anders, wie wir gerade gesehen haben. Hier noch weitere Stellen, aus der Schrift Die Lehren des Silvanus: "So daß er alle Krämer hinauswerfen möge," und "Und sei nicht wie die Krämer des Wortes Gottes."

Wir machen nun weiter mit dem fünften Zitat:

Das Zeugnis der Wahrheit greift ekklesiastische Christen an als solche, die sagen ‚wir sind Christen‘, aber [nicht wissen wer] Christus ist‘. Doch dieser selbe Autor fährt fort auch andere Gnostiker anzugreifen, einschließlich den Anhängern von Valentinus, Basilides, und Simon, als Brüder, die noch unreif sind. Ein anderer der Nag Hammadi Texte, die Maßgebende Lehre, beabsichtigt alle Lehre niederzureißen, besonders orthodoxe Lehre, die der Autor als unmaßgebend betrachtet. Wie Irenaeus – aber genau entgegengesetzt – sagt er von ‚denen, die mit uns kämpfen, Gegner sind‘, daß sie ‚Händler von Körpern‘ sind, unvernünftige, ignorante, schlimmer als Heiden, weil sie keine Entschuldigung haben für ihren Irrtum.

Die Bitterkeit dieser Attacken auf die ‘Imitationskirche’ zeigt wahrscheinlich das späte Stadium der Kontroverse an. Beim Jahr 200 waren die Gefechtslinien gezogen worden: beide, orthodoxe und gnostische Christen behaupteten, die wahre Kirche zu repräsentieren und beschuldigten einander, Außenseiter zu sein, falsche Brüder, und Heuchler.

Wie sollte ein Glaubender wahre Christen von falschen unterscheiden? Orthodoxe und gnostische Christen boten verschiedene Antworten, da jede Gruppe versuchte die Kirche auf eine Art zu definieren, die die andere ausschloß.

Gnostische Christen, die behaupteten, nur ‘die Wenigen’ zu repräsentieren, wiesen auf qualitative Kriterien hin. Im Protest gegen die Mehrheit bestanden sie darauf, daß Taufe keinen Christen macht: gemäß dem Evangelium nach Philippus ‚gehen viele Leute ins Wasser runter und kommen hoch ohne irgend etwas erhalten zu haben,‘ und doch behaupten sie, Christen zu sein. Weder zählte das Bekennen des Glaubensbekenntnisses, oder sogar Märtyrertum, als Beweis: ‚jeder kann diese Dinge tun‘. Vor allem weigerten sie sich die Kirche mit der gegenwärtigen, sichtbaren Gemeinschaft zu identifizieren, die, warnten sie, oft nur imitiert ist. Anstatt, eine Rede von Jesus zitierend (‚An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen‘) forderten sie Beweise der geistigen Reife, um zu demonstrieren, daß eine Person zu der wahren Kirche gehörte.

Doch orthodoxe Christen, spät im zweiten Jahrhundert, hatten angefangen objektive Kriterien für Kirchen-Mitgliedschaft zu etablieren. Wer immer das Glaubensbekenntnis bekannte, die Ritual-Taufe akzeptierte, am Gottesdienst teilnahm, und dem Klerus gehorchte, wurde als ein Mit-Christ akzeptiert. Der Bischof, in dem er versuchte, die verschiedenen, über die Welt verstreuten Kirchen, in ein einziges Netzwerk zu vereinigen, eliminierte qualitative Kriterien für Kirchen-Mitgliedschaft. Jeden Kandidat aufgrund von geistiger Reife, Einsicht, oder persönlicher Heiligkeit abzuschätzen, wie es die Gnostiker taten, würde eine bei Weitem komplexere Administration erfordern. Weiterhin würde es dazu tendieren viele auszuschließen, die sehr das brauchten, was die Kirche geben konnte. Um wahrlich katholisch - universell – zu werden, verwarf die Kirche alles Elitäre und versuchte so Viele wie möglich in ihrer Umarmung einzuschließen. In dem Prozeß schufen die Führer ein klares und einfaches Rahmenwerk, das aus Lehre, Ritual, und politischer Struktur bestand, das sich als ein erstaunlich effektives System der Organisation bewiesen hat.

So definiert der orthodoxe Ignatius, Bischof von Antiochien, die Kirche im Sinne vom Bischof, der das System repräsentiert:

Laß niemanden irgend etwas betreffend der Kirche ohne den Bischof tun. Laß das als ein gültiges heiliges Abendmahl betrachtet werden, das vom Bischof gefeiert wird, oder von einer Person, die er ernennt . . . Wo-immer der Bischof das Abendmahl anbietet, laß die Versammlung anwesend sein, genau wie, wo-immer Jesus Christus ist, da ist die katholische Kirche.14 [14. Ignatius, Smyrner 8.1-2.]

Damit nicht jeder ‘Ketzer’ behauptet, daß Christus anwesend sein mag sogar wenn der Bischof abwesend ist, bringt Ignatius ihn in Ordnung:

Es ist nicht rechtmäßig ohne den Bischof zu taufen oder ein Agape [Kult-Mahl] abzuhalten . . . Sich dem Bischof anzuschließen, ist sich der Kirche anzuschließen; sich vom Bischof zu trennen, ist sich selbst nicht nur von der Kirche zu trennen, sondern von Gott selbst15 [15. Ignatius, Smyrner 8.2.]

Getrennt von der Kirchen-Hierarchie, betont er, ‘da gibt es nichts, das eine Kirche genannt werden kann’.

Irenaeus, Bischof von Lyon, stimmt mit Ignatius überein, daß die einzige wahre Kirche die ist, die ‘die gleiche Form der ekklesialen Konstitution bewahrt‘:

Wahre Gnosis ist die, die in der Lehre der Apostel besteht, und der alten Konstitution [Systema] der Kirche überall in der gesamten Welt, und der Charakter des Körpers von Christus gemäß der Nachfolge von Bischöfen, durch das sie das vererbt haben, was überall existiert.

Nur dieses System, sagt Irenaeus, steht auf der ‘Säule und dem Boden’ derjenigen apostolischen Schriften, auf die er absolute Autorität zurückführt – vor allem die Evangelien des Neuen Testaments. Alle anderen sind falsch und unzuverlässig, unapostolisch, und wahrscheinlich von Ketzern verfaßt. Die katholische Kirche allein bietet ein ‚sehr vollständiges System der Lehre‘, verkündet, wie wir gesehen haben, einen Gott, Schöpfer und Vater von Christus, der verkörpert wurde, litt, starb, und körperlich von den Toten auferstand. Außerhalb dieser Kirche gibt es kein Heil: ‚sie ist der Eingang zum Leben; alle anderen sind Diebe und Räuber‘. Als Sprecher der Kirche Gottes, bestand Irenaeus darauf, daß diejenigen, die er Ketzer nannte, außerhalb der Kirche stehen. Alle die seine Version der christlichen Wahrheit ablehnen sind ‚falsche Personen, böse Verführer, und Heuchler‘ die ‚zu den Massen über solche in der Kirche reden, die sie katholisch nennen, oder ekklesiastisch‘. Irenaeus sagt, er sehnt sich danach, sie zu der Kirche Gottes zu bekehren‘ – da er sie als Abtrünnige betrachtet, schlimmer als Heiden.

Im Gegensatz dazu behaupten gnostische Christen, daß das, was die falsche von der wahren Kirche unterscheidet, nicht ihr Verhältnis zum Klerus ist, sondern die Ebene des Verständnisses ihrer Mitglieder, und die Qualität ihres Verhältnisses zu einander. Die Apokalypse des Petrus erklärt, daß ‚diejenigen, die vom Leben sind . . . erleuchtet wurden‘, für sich selbst zwischen dem unterscheiden, was wahr und falsch ist. Zum ‚Rest zu gehören . . . berufen zum Wissen [Gnosis]‘, versuchen sie weder andere zu dominieren noch unterwerfen sie sich dem Bischof und Diakon, solchen ‚wasserlosen Kanälen‘. Stattdessen nehmen sie teil an ‚der Weisheit der Brüderschaft, die wirklich existiert . . . der geistigen Gemeinschaft, mit denjenigen, die in Verbundenheit vereinigt sind‘.

Die Zweite Abhandlung des großen Seth erklärt ähnlich, daß was die wahre Kirche charakterisiert, ist die Vereinigung derer sich ihre Mitglieder mit Gott und miteinander erfreuen, ‚vereinigt in der Freundschaft von Freunden für immer, die weder irgendwelche Feindschaft kennt, noch Böses, sondern die durch meine Gnosis vereinigt sind . . . in Freundschaft miteinander‘. Dies ist die Intimität der Ehe, eine ‚geistige Heirat‘, da sie ‚in Vaterschaft und Mutterschaft leben und vernünftiger Bruderschaft und Weisheit‘ wie diejenigen, die andere als ‚Mit-Geister‘ lieben.

Solche ätherischen Visionen der ‘himmlischen Kirche’ heben sich scharf ab von dem nüchternen Porträt der Kirche, das orthodoxe Quellen anbieten. Warum verlassen gnostische Autoren das Konkrete und beschreiben die Kirche in fantastischen und imaginären Ausdrücken? Einige Gelehrte sagen, daß dies beweist, daß sie wenig von gesellschaftlichen Beziehungen verstanden, und sich weniger daraus machten. Carl Andresen, in seiner neuen, massiven Studie der frühen christlichen Kirche, nennt sie ‚religiöse Solipsisten‘, die sich nur mit ihrer eigenen individuellen Entwicklung beschäftigen, gleichgültig gegenüber den Gemeinschafts-Verantwortlichkeiten einer Kirche. Doch die oben zitierten Quellen zeigen, daß diese Gnostiker die Kirche genau im Sinne der Qualität der gegenseitigen Beziehungen unter ihren Mitgliedern definierten.

Dies war das fünfte Zitat und nun kommen wir zum sechsten:

Wenn Irenaeus die Ketzer als ‘Gnostiker´ brandmarkt, bezieht er sich weniger auf irgend eine besondere dogmatische Übereinstimmung unter ihnen (ja, er züchtigt sie oft wegen der Vielfältigkeit ihres Glaubens), als auf die Tatsache, daß sie alle Widerstand leisteten, die Autorität des Klerus, das Glaubensbekenntnis, und den neutestamentlichen Kanon anzuerkennen.

Und nun das siebte, und letzte Zitat:

Wir können also sehen, daß solcher Gnostizismus mehr war als eine Protestbewegung gegen orthodoxes Christentum. Gnostizismus schloß auch eine religiöse Perspektive ein, die unbedingt die Entwicklung der Art von Institution bekämpfte, die die frühe katholische Kirche wurde. Diejenigen, die erwarteten Christus selbst zu werden, würden höchstwahrscheinlich nicht die institutionellen Strukturen der Kirche – ihre Bischöfe, Priester, ihren Kanon, oder ihre Rituale - als letztendlich tragende Autorität anerkennen.

 

Dieses ist das Ende von "Die Entstehung der Imitationskirche - Teil 2"
Zur englischen Version dieses Kapitels: The Formation of the Imitation Church - Part 2

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